2016 – Deutsche Pekingente

Die Deutschen Pekingenten – Rasse im Blickfeld 2016

Ein ästhetischer Gaumenschnalzer unter unseren Entenrassen sind sie allemal – die Deutschen Pekingenten. Seit nunmehr 150 Jahren bilden kräftige Backsteinform, aufgerichtete Haltung und das gelb pigmentiertes Gefieder die sogenannten Eckpfeiler dieser Rasse. Ihr ureigenes Exterieur blieb bis heute unverändert und das ist gut so – Kulturguterhaltung par excellence! Es ist schon erstaunlich, ja fast verblüffend, wie stimmig die vor rund 120 Jahren erstellten Musterbilder noch immer mit den heute vorgestellten Tieren sind (siehe Kramers Taschenbuch der Geflügelzucht). Der Züchter Heinrich Marten brachte uns die Pekingenten 1877 von England aus nach Deutschland. Rasant verbreiteten sich diese großen und sehr muskulösen Tiere unter Wirtschafts- und Rassegeflügelzüchtern gleichermaßen. Die wirtschaftlich orientierten Züchter schlossen sich 1910 zusammen und gaben fortan eine Zeitschrift mit Namen „Entenzüchter“ heraus. Diese Lektüre befasste sich ausschließlich mit Zucht und Haltung der Pekingenten – man stilisierte sie quasi schriftstellerisch zu der Nutzentenrasse schlechthin. Nun, auch die Rassegeflügelzüchter blieben proaktiv und forcierten die Sicherung aller rassespezifischen Feinheiten. Führender Züchter in der damaligen Zeit war Otto Schmeißer. Er konnte beim Weltgeflügelkongress 1930 in London mit seinen Pekingenten den weltweit begehrten Siegertitel erringen. Postum erlangten die Deutschen Pekingenten Weltruhm. Auch die Fachpresse verhalf den Pekingenten immer wieder zu Popularität. So ist es gar nicht verwunderlich, dass 1931 in Hannover bereits 67, ganz vorzügliche Deutsche Pekingenten, dem Publikum vorgestellt wurden. Deren Verkaufspreise variierten zwischen 30 und 250 Reichsmark. Im Vergleich, der durchschnittliche Monatslohn eines Arbeiters zu dieser Zeit, betrug 200 Reichsmark – ein Monatslohn für eine Ente, beachtlich! Züchterisch waren die Deutschen Pekingenten stets in besten Händen. Treusch, Rausch, Schaper, Frau Heidenhain, Bielefeld, Otten, Kurz, Schiel usw. welche alle mit ihren hochfeinen Tieren ein solides Stück Rassegeschichte schrieben – Danke!

Sie sind kräftig, sie sind muskulös, sie verkörpern Massigkeit, aber stets ohne den Sinn harmonischer Proportionen zu verlieren, so würde ich die Deutschen Pekingenten umschreiben. Fett sollen sie nicht sein und jede Form von Kiel oder Bauchwamme ist zu strafen. Ob man nun Rechteckschnitt oder Backsteinform zur bildlichen Darstellung der Rumpfform verwendet ist nebensächlich – wichtig ist nur dass sie beim ersten Anblick ins Auge sticht. Ergo muss die Brust hoch angesetzt, breit und voll erscheinen. Oft leichte Mitteleinbuchtung, so im Standard vermerkt. Kein Freibrief für eine Spaltbrust, sondern Zugeständnis an die natürlich auftretende Wölbung der gut entwickelten Brustmuskulatur. Ober- und Unterlinie verlaufen ebenso parallel wie die beiden Seitenlinien – das Rechteck, den Backstein bildend. Das Hinterteil bogig rund, gut gefüllt in seiner Ausprägung, ohne sich schleppend darzustellen. Die Schwanzfedern werden dabei angezogen getragen oder sind horizontal eingesteckt. Nach unten gerichtete, also nach bester Laufentenmanier der Rückenlinie folgende Schwanzhaltung, suggeriert uns zwar eine enorme Körperlänge, bringt aber beim Zusammenrechnen immer Punktabzug. Bestens im Rücken eingebettet und eigentlich kaum hervortretend befinden sich die gut entwickelten Flügel. Diese bitte nicht allzu lang, keinesfalls über die Schwanzfeder reichend. Die kaum erkennbare Schulterpartie bildet mit den fest integrierten Flügeln quasi die Rückendeckung der deutschen Pekingenten. Sie stehen tief auf gut entwickelten, eher kurzen Läufen von saftig oranger Farbe. Es drängt sich der Ruf nach Bodenfreiheit auf. Auch hier hat Gültigkeit, wie bei allen anderen Entenrassen auch – nur zerschlissenes oder fehlendes Bauchgefieder gibt Punktabzug! Die kräftig ausgebildeten Schenkel werden vom üppigen Federwerk verdeckt. Schmale Schultern, kurzer Rumpf, spitze Hühnerbrust, waagrechte Haltung, all diese sind Eigenschaften die so gar nicht zu einer deutschen Pekingente passen – kurzum alles Kochtopfaspiranten. Rassige Vertreter nutzen die ihnen geboten Käfiggröße vollends aus und bringen es auf ein Standardgewicht von 3,5kg beim Erpel und 3kg für die Ente. Zu solch einem Muskelpaket gehört ein starker Hals. Dieser erwächst so zu sagen gerade, ohne Bogen, aus den breit angelegten Schultern. Im Kopf kräftig veranlagt, mehr rund als lang, mit vollen Backen und hohem Stirnansatz. Oft volle Kehlpartie, so beschreibt der Standard weiter. Kehlschliff passt zu den Hochbrutflugenten, aber nicht zu einer Rasse mit stämmigem Charakterzug wie ihn die Deutschen Pekingenten verkörpern. In Backenbildung und Stirnansatz bleibt bei einigen Zuchten deutlicher Betätigungsbedarf – man muss sich an den Spitzentieren orientieren und notfalls auch mal einen Zuchtaustausch tätigen. Nicht nur wir Homo sapiens erfreuen uns an schönen Frisuren, nein auch bei den deutschen Pekingenten spielt die Frisur eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Hervorgerufen wird dieses Markenzeichen durch rückwärts abstehende Federn vom Scheitel bis zum Hinterhals, welche in der Mitte zusammentreffen und so ein Federkimme bilden. Bei den Erpeln stärker ausgebildet als bei den Enten – genetisch bedingt. Bleibt diese Frisur vakant so gilt dies als Mangel. Das Auge lebhaft, von runder Gestalt und dunkel. Schlitzaugen sind verpönt und es bedarf einer klaren Absage. Im Schnabel kurz und breit mit leicht eingebogener Firstlinie. Eine min./max. Länge wird nicht vorgegeben, die Proportionen müssen stimmen. Vorsicht ist mit senkenden Schnäbeln geboten. Ein Manko das immer wieder die Preisrichter beschäftig – konsequente Selektion in der Zucht hilft schnell und sicher. Orangerot mit heller Bohne, das ist so zu sagen Standard beim Schnabel und bleibt unkommentiert. Ein Flecken oder Punkt bei Alttieren fällt in den Toleranzbereich und das meines Erachtens nicht nur bei weiblichen Tieren.

Weiß ist nicht gleich weiß und schon gar nicht bei unseren Deutschen Pekingenten. Hier wird das Gefieder als weiß mit reichlich gelbem Anflug dem sogenannten Pigment definiert. Gleichmäßig soll sich dieser gelbe Anflug über das gesamte Gefieder verteilen. Karotin ist das Eine, Mais das Andere. Beides, sehr probate Futtermittel um die Gefiederfärbung zu festigen. Wer das „Gelb“ nicht in den Genen trägt, der kann als Futter aufnehmen was er will – ein nennenswerter Erfolg wird sich dadurch nicht einstellen. Mir sind mal Tiere mit unterschiedlich gefärbten Flügelfedern vor die Linse gekommen – Obacht kann ich da nur sagen oder Schuster bleib bei deinen Leisten! Kanariengelb steht doch gar nicht auf der Agenda, ein kräftiges Pastellgelb und das gleichmäßig über Haupt- und Dunengefieder verteilt, dann stimmt die Richtung. Rein weißes Gefieder wird als Grober Fehler beschrieben – rein weiß dürfte wohl kaum eine Deutsche Pekingenten sein, oder doch? Nun ja, jahreszeitlich bedingt kann schon mal der Wunsch nach einem pigmentierten Gefieder auftreten, aber in Gänze weiß ist höchst selten. Glatt wird das Obergefieder verlangt, das Untergefieder mit reichem Daunenanteil. Wir bemerken schon bei der vorgenannten Formulierung, dass wir bei den Deutschen Pekingenten tunlichst ohne die Bezeichnungen „straffes oder festanliegendes Gefieder“ auskommen sollten. Keine andere Entenrasse lässt sinnbildlich so viele Federn während einer Ausstellung wie diese. Fassen wir zusammen, wer glatt ist hat die Nase vorn, der Rest ist Fingerspitzengefühl.

Für all unsere Entenrassen sind trockene Einstreu und saubere Badegelegenheiten ein unabdingbares Muss. Gerade den Deutschen Pekingenten sollte der Züchter einen trockenen Auslauf mit viel Schatten vorhalten. Das flaum- und daunenreiche Federwerk dieser Rasse verzeiht keinen verschmutzten Auslauf. Waschen vor der Ausstellung erübrigt sich von selbst, wenn die Badegelegenheit immer im Topzustand gehalten wird. Beginnt die Schausaison sollten Läufe und Schnäbel gereinigt und mit natürlichen Ölen gepflegt werden. Die Reinigung umfasst selbstverständlich auch den Bundesring (Größe 18).

Naturbrut wird selten bestritten, aber die Rasse ist sehr kunstbrutfest. Die Brauteier sind weiß bis gelblich und sollten ein Mindestgewicht von 70 Gramm aufweisen. Wetterhart und frohwüchsig sind die Küken allemal. Es empfiehlt sich zur Ausbildung der Muskulatur für ausreichende Eiweißzufuhr zu sorgen. Grünfutter wird gerne angenommen, besonders Salat. Wer zur Unterstützung der Pigmentierung farbstoffreiche Futtermittel verabreichen möchte, kann dies gerne tun – aber wir haben gelernt, von nix kommt nix!

Summa summarum sind die Deutschen Pekingenten eine sehr bodenständige Rasse ohne wirkliche Starallüren. Etwas mehr Sorgsamkeit in der Haltung ist sicher angebracht, aber da nehmen sich sonstige Rassen mit ihren Spezifikationen kaum aus. Der hohe Zuchtstand bürgt für Qualität und Quantität auf unseren Schauen. Die Zuchtbasis ist breit gefächert und gibt keinen Anlass zur Sorge. In vorderster Front steht die Backsteinform, erst dann kommen Backen, Stirn, Frisur und Gefieder. Mitunter bedarf es einem Hinweis auf die richtige Größe – eine deutsche Pekingente darf den Käfig bis oben ausfüllen.

Mit den deutschen Pekingenten bewahren die Züchterinnen und Züchter nicht nur lebendiges Kulturgut, nein, sie sichern und erhalten durch ihre jährlich neu zu erbringende Nachzucht auch unwiederbringliche Genressourcen im Bereich der Tierzucht. Wer es nun einmal mit den Deutschen Pekingenten versuchen möchte findet Kontaktadressen unter www.enten-sv.de.

Paul-Erwin Oswald

Paul-Erwin Oswald

Über den Author: Erzüchter der Altrheiner Elsterenten, Author zahlreicher Fachartikel zur Geflügelzucht und seit dem Jahr 2007 Vorsitzender vom Sonderverein der Entenzüchter Deutschlands e.V.

Zudem präsentiert er in seinem Gimbsheimer Entenmuseum Gemälde, Porzellanfiguren, Bücher, Zeitungen, Briefmarken und vieles mehr über die Entenzucht und somit auch einen großen Fundus für und vom Sonderverein der Entenzüchter.

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