2007 – Sachsenente

Die Sachsenenten

Sie können 2007 ihr 50 jähriges Bühnenjubiläum sprich ihre Anerkennung feiern. Aus diesem Grund stehen unsere Sachsenenten auch beim SV der Entenzüchter 2007 mit den gewohnten Zusatzpräsentationen und Zusatzpreisen als Entenrasse im Blickfeld.

Eigentlich hatte Albert Franz aus Chemnitz bereits 1934 ausstellungsfähige Sachsenenten, doch durch die Wirren des Krieges verschwanden sie fast völlig. Aus kläglichen Restbeständen begann er erneut mit Rouen-, Pommern- und Deutschen Pekingenten seine Rasse zu formen. Im Jahr 1957 erfolgte dann die Anerkennung als Sachsenten im Farbenschlag blau-gelb. Schnell lief die neue Rasse mit ihrem Farbenspiel der bis dahin unter den Rassegeflügelzüchtern als Wirtschaftsrasse weit verbreiteten Amerikanischen Pekingenten den Rang ab. Sie gelangten 1965 in die Schweiz, 1968 nach Frankreich, rasch folgten England und USA. Die deutschen Standardvorgaben gelten Europaweit, jedoch brodeln einige amerikanische Züchter ihr eigenes Süppchen und präsentieren eine „amerikanische Sachsenente“. Die Züchter präsentieren uns seit Jahren immer wieder dem Idealbild gleichende Exemplare von bestechender Qualität und Vitalität.

Trotz aller farblichen Feinheiten und da beißt die Maus keinen Faden ab, steht die Form im Vordergrund. Kräftige Landentenform wird gefordert, mit breiter gut gefüllter Brust und einem lang gestreckten Rücken von gleicher Breite. Ecken und Kanten stören. Sachsenenten verkörpern so einen Hauch von „Bulligkeit“ – nicht fett sondern ordentlich proportionierte Fleisch- und Muskelmasse. Mit 3,5kg beim Erpel und 3kg bei der Ente sind klare Vorgaben gemacht. Wer sich da als k und k Entlein präsentiert, ist nicht etwa kaiserlich königlich sondern einfach zu klein und zu kurz. Sachsenenten zeigen sich fast waagrechte in der Haltung – vorne nur wenig angehoben. Alles was Kiel, Bauchfalte oder sonstige Ungereimtheiten präsentiert gehört in die Kategorie Weihnachtsbraten. Die Kopfgröße ist dem Körper angepasst, zarte Köpfchen stören ebenso wie derbe. Backenbildung ist bei den Sachsenenten unerwünscht. Eine leicht hohle Firstlinie gibt dem mittellangen Schnabel seine Form. Schnabelhöckerbildung bleibt im Focus – so ganz ausgestanden ist das The- ma noch nicht. Oben bleibt die Stirn flach und unten darf keine Kehlwamme sicht- bar werden. Für mich ist der Hals einer Sachsenente kräftig, nicht mehr aber auch nicht weniger. Bitte liebe Allgemeinrichter, zur rein sachlichen Information – Sachsenenten und da möchte ich alle unsere großen, schweren Entenrassen mit ins Boot nehmen, haben weder einen geschliffenen Laufentenkopf noch ein zartes Konfirmandenhälschen. Bei solch einer beachtlichen Länge ist es geradezu logisch, dass die Flügel bereits am Unterrücken enden. Fest anliegend und geschlossen müssen sie sein. Wer den halben Rücken unbedeckt lässt muss mit saftigem Punktabzug rechnen. Der waagrecht getragene Schwanz untermauert die lang gestreckte Landentenform. In den fleischig vollen Seiten sitzen die Schenkel, dabei werden sie voll- kommen vom Gefieder überdeckt. Getragen wird das Ganze von den leicht hinter der Körpermitte sitzenden mittellangen Läufen. Sind die Läufe bei der Ringgröße 18 wirklich noch feinknochig? Lauffarbe orangefarbig in helleren oder dunkleren Nuancen, so formulierte ich intuitiv, doch welches Erstaunen, im Standard steht dunkelgelb ?!

Ein taubenblauer Kopf gehört inzwischen zum Standardrepertoire der Erpel. Wer mausgrau oder mit brauner Kehle daher kommt ist Kochtopfaspirant. Der weiße vollkommen geschlossene Halsring trennt Kopf- und Halsfarbe. Über Brust und Unterhals erstreckt sich ein saftiges rostrot. Vergleichbar mit der Farbe reifer Kastanien. Auch Flügelbug und Schultern tragen diese Farbe. Jede dieser Federn wird von einem fein gerieselten, silberweißen Saum umschlossen. Eine Brust ohne die rieselige Säumung muss unbedingt gestraft werden. Bauch, Rücken, Handschwingen und das Stoßgefieder am Schwanz sind roggenmehlfarbig. Also keinesfalls strahlend weiß, sondern mit einem Hauch von hell gelbem Pastell überzogen. Unterrücken sowie Bürzel einschließlich Locken sind wie der Kopf taubenblau gefärbt. In gleicher Farbe wird der Unterschwanz verlangt. Hell nur bis zum After. Voll- kommen helle Unterschwänze gelten als Fehler. Die Flügel bleiben blass blaugrau. Meist bringen korrekte Spiegel diese Pfundskerle in arge Bedrängnis. Nur wer die Taubenblaue Grundfarbe beidseitig mit einem dunklen Streifen und am Ende noch einen weißen Streifen zeigt kann vorne mitmischen. Wohlgemerkt beim Erpel, die Spiegel der Enten sehen etwas anders aus. Am häufigsten muss heller Vorsaum bemängelt werden. In manchen Zuchten bedarf es da an strenger Auslese. Schnabelfarbe gelb mit blassgrüner Tönung, daran gibt es nichts zu rütteln. Helle Bohnen sind bei den Burschen kein Thema mehr. Wer trotzdem Tiere mit dunkler Bohne in den Käfig setzt, ist auf dem falschen Weg. Beide Geschlechter ziert ein dunkelbraunes Auge von lebhaftem Wesen.

Mal ehrlich, sind sie nicht eine Augenweide, die Damen mit ihrer erbsgelben Grundfarbe? Im Gesicht von zwei hellen Zügeln geziert. Und schon sind wir mitten drin, bei den Feinheiten, den kleinen Nuancen die über Pokal oder Kochtopf entscheiden. In puncto Zügel haben die Züchter enormes geleistet. Zwei Zügel sind Standard. Beide beginnen an der Schnabelwurzel. Der Erste zieht sich weit über das Auge hinweg, für den Zweiten ist etwa am Auge Schluss. Wer jetzt noch eine helle Kehle hat, welche an der Linie eines gedachten Halsringes endet wird ganz vorne dabei sein. Zügel und Kehle sollte man als roggenmehlfarbig bezeichnen können. Mir erscheinen da einige Zügel und Kehlen bereits zu grell – ja fast als silberweiß. Das gibt deutlichen Kontrast, keine Frage, aber ist das der richtige Weg? Helle Streifen in der Brust sind erste Anzeichen einer Latzbildung und haben in der leder- gelben Brust nichts zu suchen. Ob wir nun von ledergelb oder erbsgelb sprechen ist Nebensache, wichtig ist die Gleichmäßigkeit. Gar nicht so selten treffen wir Enten mit dunkelroter Brustfarbe, natürlich ein Fehler. In der Tönung bleiben die Flügel heller als die Grundfarbe. Es mischt sich ein leichter Blauschimmer ins helle Erbsgelb. Je weniger desto besser. Wie bereits erwähnt haben auch die Enten einen taubenblauen Spiegel. Dieser schließt am Ende mit einem weißen Streifen ab. Mehr muss es gar nicht sein, keine dunklen Streifen und erst recht kein heller Vorsaum. Da fällt so manche Dame aus dem Rahmen, die Züchter sollten darauf achten. Grob gesehen bleiben Bürzel und Schwanz erbsgelb. Ein schemenhafter blauer Anflug ist gestattet. Helles Stoßgefieder entwertet. Die gelb-bräunliche Schnabelfarbe der Ente gibt wenig Anlass zu Kritik.

In den Käfigen finden wir viele reife Früchte, aber auch Fallobst. Dazu gehören dann Tiere mit Nackenfrisur – ein Relikt der deutschen Pekingenten. Das vererbt sich hartnäckig und ist es erst einmal aufgetreten hilft nur strenge Selektion. Fest anliegendes Gefieder wird gefordert und meistens auch gezeigt. Raue Spiegel, ein Manko aller blau-gelben Enten, das sich Querbeet in allen Rassen wieder findet. Eine Degenerationserscheinung wie vermeintliche Stimmen riefen ist es nicht, es tritt sporadisch in allen Zuchten auf und wer nicht konsequent gegensteuert verschafft sich dauerhafte Probleme. Ein imposantes Erscheinungsbild sind unsere sächsischen Wonnepropen allemal, Riesen von 5kg wie sie Albert Franz präsentierte wollen wir nicht. Kräftig muskulöse Tiere mit sehr gutem Fleischansatz bleiben vital und bringen gute Nachzucht. Mast bedeutet Fett, die Tiere werden faul und träge in der Zucht.

Viele Wege führen nach Rom, so auch bei der Zucht der Sachsenenten. Kernthema dabei – Zweistammzucht, ja oder nein? Oder doch auf das gewisse Händchen beim auswählen der Zuchttiere vertrauen? Bei einem guten Zuchtstamm bedarf es der Reife über Jahre und konstanter Linienführung – nur das bringt dauerhaften Erfolg. Wer Zweistammzucht betreiben möchte der sollte vorab bedenken, was geschieht mit den Enten aus der Erpellinie und umgekehrt. Zeigt der Erpel im Ruhekleid zwei braune Augenzügel, so bringt er gute Enten. Leider sehen wir dies erst im zweiten Lebensjahr – ergo wir müssen einige Burschen über den Winter füttern. Erpel aus solcher Linie bleiben im Kopf grau, das schöne taubenblau geht verloren, sind also Schlachttiere. Die schönsten Erpel wiederum lassen sich mit relativ dunklen Enten erzielen. Manche Züchter schwören auf eine Auslese bereits im Jugendgefieder, auch wiederum in der Erkennbarkeit der Zügel begründet. Dabei ist völlig klar, auch bei der Zweistammzucht kann man daneben greifen. Soweit die Fakten, aber Vorsicht unüberlegte Schnellschüsse beim Zusammenstellen der Zuchtstämme rächen sich postum. Geduld und Sorgfalt prägen das Tagesgeschäft eines jeden Züchters, da nimmt sich auch die Auswahl der Zuchttiere nicht aus. Es wäre ja so ein- fach, unser Züchten, könnten wir Mutter Natur in die Karten sehen.

Sie ist eine farbenfrohe Ente mit prägnant wirtschaftlichem Charakter. Die Nachzucht bietet bei einer Legeleistung von rund hundert meist weißschaligen Eiern auch in der Maschine keinerlei Probleme. Das Brutei-Mindestgewicht liegt bei 80 Gramm. Kräftige Küken benötigen eben schon als Embryo genügend Raum zur Entwicklung. Erblicken diese dann das Licht der Welt, wachsen sie rasch heran und gedeihen prächtig. Probleme gibt es in der Aufzucht der Sachsenenten nicht, wenn doch kann eigentlich nur ein Fehler in Haltung oder Fütterung die Ursache sein. Bereits im Kükenalter und erst recht bei den halbstarken Gesellen muss auf eine aus- gewogene Ernährung geachtet werden. Von nix kommt nix, das ist nun mal so. Vollfleischige Körpermasse benötigt ein solides tragfähiges Knochengerüst. Grünfutter wird gerne angenommen und sollte regelmäßig gereicht werden. Ausgedehnte Wasserflächen benötigt die Sachsenente nicht, saubere Bademöglichkeiten sind aber für die Gefiederpflege unabdingbar. Überzählige Tiere können sehr gut als Braten die eigene Küche, aber auch auf Grund der hellen Haut als Schlachtgeflügel verwendet werden. Wie kaum eine andere Rasse vereint die Sachsenente Liebhaberei und Wirtschaftlichkeit.

Paul-Erwin Oswald

Paul-Erwin Oswald

Über den Author: Erzüchter der Altrheiner Elsterenten, Author zahlreicher Fachartikel zur Geflügelzucht und seit dem Jahr 2007 Vorsitzender vom Sonderverein der Entenzüchter Deutschlands e.V.

Zudem präsentiert er in seinem Gimbsheimer Entenmuseum Gemälde, Porzellanfiguren, Bücher, Zeitungen, Briefmarken und vieles mehr über die Entenzucht und somit auch einen großen Fundus für und vom Sonderverein der Entenzüchter.

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